Wenn zu euch Gesandte kommen


Um ihren Glauben daran zu stützen, dass die Prophetenreihe nicht zum Ende gelangt sei, erwähnen einige Missionare der Ahmadiyya einen bestimmten Vers des Heiligen Qur'an, der im folgenden Artikel beleuchtet wird.


Das Scheinargument

يَا بَنِي آدَمَ إِمَّا يَأْتِيَنَّكُمْ رُسُلٌ مِّنكُمْ يَقُصُّونَ عَلَيْكُمْ آيَاتِي فَمَنِ اتَّقَىٰ وَأَصْلَحَ فَلَا خَوْفٌ عَلَيْهِمْ وَلَا هُمْ يَحْزَنُونَ وَالَّذِينَ كَذَّبُوا بِآيَاتِنَا وَاسْتَكْبَرُوا عَنْهَا أُولَـٰئِكَ أَصْحَابُ النَّارِ هُمْ فِيهَا خَالِدُونَ

„O Kinder Adams, wenn zu euch Gesandte kommen aus eurer Mitte, die euch Meine Zeichen verkünden - wer dann gottesfürchtig ist und gute Werke tut, keine Furcht soll über sie kommen, noch sollen sie trauern. Die aber, die Unsere Zeichen verwerfen und sich mit Verachtung von ihnen abwenden, die sollen die Bewohner des Feuers sein; darin müßen sie bleiben.” [Al-A'raf 7:35-36]

Anschließend lesen wir in einem Tafsir der Ahmadiyya folgendes:




970. Der Punkt ist besonders erwähnenswert, da, wie in vorherigen Versen (7:27, 28 & 32), die Ansprache: O Kinder Adams, an die Menschen zur Zeit des Heiligen Propheten gerichtet ist und an die Generationen, die bis jetzt noch geboren werden und nicht an die Menschen in der Vergangenheit, die direkt nach Adam kamen.” [The Holy Quran, English with short Commentary, Seite 317]

Somit behaupten die Missionare, dass Gott die Menschen über neue Gesandte während und nach dem Propheten Muhammad (s.) benachrichtigte.

Fataler Denkfehler

Betrachten wir einmal den Vers, der von den Mullas der Ahmadiyya isoliert und kontextlos präsentiert wird.

Im Vers werden alle Menschen angesprochen, egal ob Juden, Christen, Muslime, Hindus, Buddhisten, Bahai, Mormonen, Zeugen Jehovas oder jegliche andere Glaubensrichtungen, denn sie alle gehören zu den Kindern Adams.

Wenn also Gesandte aus den Kindern Adams hervorkommen, aus den Juden, Christen oder Muslimen, so müssten diese akzeptiert werden.

Werden die Anhänger der Ahmadiyya einen Prophetenanspruch, der beispielsweise von den Christen hervorkommt, akzeptieren und ihm folgen, auch wenn derjenige als Kind Adams nicht zu den Muslimen zählt? Denn der Vers sagt, dass Gesandte allgemein aus den Kindern Adams kommen und nicht nur von den Gläubigen oder den Muslimen!

Laut Mirza Ghulam Ahmad selber ist es nicht möglich, dass aus allen Kindern Adams Gesandte hervorkommen:



„Ich glaube wahrhaftig und vollkommen an das Wort Gottes: Sondern der Gesandte Gottes und das Siegel der Propheten. - 33:40 - Dieser Vers beinhaltet eine Prophezeiung, der sich unsere Widersacher nicht bewusst sind: Der allmächtige Gott bestätigt in diesem Vers, dass nach dem Heiligen Propheten das Tor des Prophetentums für immer geschlossen wurde und es nicht länger möglich ist, dass ein Hindu, Jaina, Christ oder ein namentlicher Muslim in der Lage sein kann, rechtmäßig den Titel Prophet zu tragen. Alle Tore des Prophetentums wurden geschlossen, bis auf das der vollkommen Hingabe an den Heiligen Propheten.” [The Essence of Islam, Band 3 Seite 139]

Somit können während und nach dem Propheten Muhammad (s.) aus den Kindern Adams keine Gesandten hervorkommen. Der Vers muss sich folglich auf einen anderen Sachverhalt beziehen.

Antwort auf das Scheinargument


Der Vers besagt in keinster Weise, dass Gesandte aus der islamischen Gemeinschaft hervorkommen werden. Er bezieht sich auf frühere Nationen, was anhand des Kontextes und der Sprachweise der Offenbarung, die sich an die gesamte Menschheit richtet, zu erkennen ist.


Das 7. Kapitel des Heiligen Qur'an (Al-A'raf) beinhaltet die Geschichte von Adam (a.), der zum ersten mal mit dem Bösen, in Form von Iblis, konfrontiert ist. Nachdem Iblis den Propheten Adam (a.) dazu veranlasst, die empfohlene Distanz zum göttlichen Baum nicht zu wahren und von diesem zu essen, wird er auf die Erde gesandt und seiner Nachkommenschaft der Ratschlag erteilt, sich vom Satan fernzuhalten:


قَالَ اهْبِطُوا بَعْضُكُمْ لِبَعْضٍ عَدُوٌّ وَلَكُمْ فِي الْأَرْضِ مُسْتَقَرٌّ وَمَتَاعٌ إِلَىٰ حِينٍ


Da sprach Gott: „Geht alle hinab. Der eine ist der Feind des anderen. Auf der Erde habt ihr bis zum bestimmten Zeitpunkt eine Bleibe und Genuß.” [Al-A'raf 7:24]


قَالَ فِيهَا تَحْيَوْنَ وَفِيهَا تَمُوتُونَ وَمِنْهَا تُخْرَجُونَ

Er sprach: „Dort sollt ihr leben und sterben, und von dort werdet ihr zum Jüngsten Tag geholt werden.” [Al-A'raf 7:25]


يَا بَنِي آدَمَ قَدْ أَنزَلْنَا عَلَيْكُمْ لِبَاسًا يُوَارِي سَوْآتِكُمْ وَرِيشًا وَلِبَاسُ التَّقْوَىٰ ذَ‌ٰلِكَ خَيْرٌ ذَ‌ٰلِكَ مِنْ آيَاتِ اللَّهِ لَعَلَّهُمْ يَذَّكَّرُونَ

„Ihr Kinder Adams! Wir haben euch Kleidung gewährt, die eure Blöße bedeckt und euch zur Zierde gereicht. Die beste Kleidung ist jedoch die Frömmigkeit. Das sind Gottes Zeichen; darüber sollen die Menschen nachdenken.” [Al-A'raf 7:26]


يَا بَنِي آدَمَ لَا يَفْتِنَنَّكُمُ الشَّيْطَانُ كَمَا أَخْرَجَ أَبَوَيْكُم مِّنَ الْجَنَّةِ يَنزِعُ عَنْهُمَا لِبَاسَهُمَا لِيُرِيَهُمَا سَوْآتِهِمَا إِنَّهُ يَرَاكُمْ هُوَ وَقَبِيلُهُ مِنْ حَيْثُ لَا تَرَوْنَهُمْ إِنَّا جَعَلْنَا الشَّيَاطِينَ أَوْلِيَاءَ لِلَّذِينَ لَا يُؤْمِنُونَ

„Ihr Kinder Adams! Achtet darauf, daß der Satan euch nicht verführt, wie er eure Eltern aus dem Paradies vertrieben hat. Er nahm ihnen ihre Kleidung weg und ließ sie ihre Blöße sehen. Er und seine Gefolgsleute sehen euch, während ihr sie nicht seht. Wir haben Satan und die Seinen zu den Vertrauten derjenigen gemacht, die nicht glauben.” [Al-A'raf 7:27]


Der Heilige Qur'an verwendet im 35. Vers, der von den  Missionaren hervorgebracht wird, die Worte "Imma Ya'tinnakum", welche sich in zwei weiteren Versen mit dem selben Kontext befinden.

قُلْنَا اهْبِطُوا مِنْهَا جَمِيعًا فَإِمَّا يَأْتِيَنَّكُمْ مِنِّي هُدًى فَمَنْ تَبِعَ هُدَايَ فَلَا خَوْفٌ عَلَيْهِمْ وَلَا هُمْ يَحْزَنُونَ

Wir sprachen: „Geht alle aus dem Paradies hinaus! Wenn Ich euch Rechtleitung zukommen lasse, sollt ihr sie annehmen. Diejenigen, die Meiner Rechtleitung folgen, brauchen weder Angst zu haben noch traurig zu sein.” [Al-Al-Baqara 2:38]

قَالَ اهْبِطَا مِنْهَا جَمِيعًا بَعْضُكُمْ لِبَعْضٍ عَدُوٌّ فَإِمَّا يَأْتِيَنَّكُمْ مِنِّي هُدًى فَمَنِ اتَّبَعَ هُدَايَ فَلَا يَضِلُّ وَلَا يَشْقَىٰ

Er sprach: „Geht beide hinaus aus dem Paradies, eure Nachkommen werden einander Feinde sein. Wenn euch von Mir Rechtleitung zukommt, müßt ihr sie annehmen. Wer Meiner Rechtleitung folgt, der geht nicht irre und wird nicht unglücklich.” [Taha 20:123]

يَا بَنِي آدَمَ إِمَّا يَأْتِيَنَّكُمْ رُسُلٌ مِّنكُمْ يَقُصُّونَ عَلَيْكُمْ آيَاتِي فَمَنِ اتَّقَىٰ وَأَصْلَحَ فَلَا خَوْفٌ عَلَيْهِمْ وَلَا هُمْ يَحْزَنُونَ 

„Ihr Kinder Adams! Wenn immer Gesandte aus eurer Mitte zu euch kommen, um euch Meine Zeichen zu verkünden, sollt ihr ihnen glauben. Die Frommen, die gute Werke tun, haben nichts zu befürchten und keinen Grund traurig zu sein.” [Al-A'raf 7:35]

Somit hat Gott mit der selben Wortwahl "Imma Ya'tinnakum" den Kindern Adams befohlen seiner Rechtleitung, die sich durch die Gesandten entfaltet, zu folgen, nachdem Adam (a.) und Hawa (a.) auf die Erde gelangten, als es noch keine Juden, Christen und andere Religionen unter den Kindern Adams gab, aus denen Gesandte hätten hervorkommen können.

Der Vers im Licht der Exegese

حَدَّثَنِي الْمُثَنَّى، قَالَ: ثنا إِسْحَاقُ، قَالَ: ثنا هِشَامٌ أَبُو عَبْدِ اللَّهِ، قَالَ: ثنا هَيَّاجٌ، قَالَ: ثنا عَبْدُ الرَّحْمَنِ بْنُ زِيَادٍ، عَنْ أَبِي سَيَّارٍ السُّلَمِيِّ، قَالَ: إِنَّ اللَّهَ جَعَلَ آدَمَ وَذُرِّيَّتَهُ فِي كَفِّهِ، فَقَالَ: يَا بَنِي آدَمَ إِمَّا يَأْتِيَنَّكُمْ رُسُلٌ مِنْكُمْ يَقُصُّونَ عَلَيْكُمْ آيَاتِي فَمَنِ اتَّقَى وَأَصْلَحَ فَلا خَوْفٌ عَلَيْهِمْ وَلا هُمْ يَحْزَنُونَ سورة الأعراف آية ٣٥، ثُمَّ نَظَرَ إِلَى الرُّسُلِ، فَقَالَ: يَأَيُّهَا الرُّسُلُ كُلُوا مِنَ الطَّيِّبَاتِ وَاعْمَلُوا صَالِحًا إِنِّي بِمَا تَعْمَلُونَ عَلِيمٌ { ٥١ } وَإِنَّ هَذِهِ أُمَّتُكُمْ أُمَّةً وَاحِدَةً وَأَنَا رَبُّكُمْ فَاتَّقُونِ {٥٢} سورة المؤمنون آية ٥١-٥٢، ثُمَّ بَثَّهُمْ

Al-Muthanna berichtete von Ishaq, der von Hisham Abu Abdillah berichtete, der von Hayyaj berichtete, der von Abd-ur-Rahman Bin Ziyad berichtete, dass Abu Siyyar As-Sulami überlieferte: Wahrlich, Gott erschuf in seiner Allmacht Adam und dessen Nachkommenschaft, woraufhin Er sprach: „Ihr Kinder Adams! Wenn immer Gesandte aus eurer Mitte zu euch kommen, um euch Meine Zeichen zu verkünden, sollt ihr ihnen glauben. Die Frommen, die gute Werke tun, haben nichts zu befürchten und keinen Grund traurig zu sein.” Daraufhin richtete sich Gott an die Gesandten und sprach: „O Gesandte! Esst von den erlaubten guten Nahrungsmitteln und verrichtet gute Werke! Ich weiß genau, was ihr tut. Eure Religionsgemeinschaft ist eine einheitliche und Ich bin allein euer Herr. Darum sollt ihr nur Mich fürchten.” Daraufhin verstreute Gott die Gesandten. [Ad-Durr-ul-Manthur, Band 3 Seite 82, Jami'-ul-Bayan Fi Tafsir-il-Qur'an, Band 8 Seite 220, Hadith 11312]

 يا بني آدَمَ إِمَّا يَأْتِيَنَّكُمْ } حين يأتينكم { رُسُلٌ مِّنكُمْ } آدميون مثلكم { يَقُصُّونَ عَلَيْكُمْ } يقرؤون عليكم { آيَاتِي } بالأمر والنهي { فَمَنِ اتقى } آمن بالكتاب والرسل { وَأَصْلَحَ } فيما بينه وبين ربه { فَلاَ خَوْفٌ عَلَيْهِمْ } من العذاب { وَلاَ هُمْ يَحْزَنُونَ } من ذهاب الجنة 

„O ihr Kinder Adams, sollten zu euch Gesandte aus eurer Mitte kommen, - menschliche Wesen wie ihr - die euch Meine Zeichen verkünden - die euch Gebote und Verbote vortragen - wer dann gottesfürchtig ist - wer an das Buch und die Gesandten glaubt - und gute Werke tut, - was zwischen ihm und seinem Herrn ist - keine Furcht soll über sie kommen, - wegen der Strafe - noch sollen sie trauern - wegen dem Paradies.” [Tanwir-ul-Miqbas Min Tafsir Ibn Abbas, Band 1 Seite 165]

Schlussfolgerung

Während die Ahmadiyya behauptet, dass noch während und nach der Zeit des Heiligen Propheten (s.) aus den Kindern Adams Gesandte hervorkommen können, was auch Nichtmuslimen der Kinder Adams das Tor zum Prophetentum öffnet, ist es anhand des koranischen Textes sowie der Exegese offensichtlich, dass Gott die Kinder Adams zu einer Zeit vor dem Heiligen Propheten (s.) ansprach.

Wenn Gott uns wirklich benachrichtigen wollte, dass es neue Propheten unter den Muslimen gebe, so würde Gott, wie es auch an zahlreichen anderen Stellen des Heiligen Qur'an der Fall ist, die Gläubigen oder Muslime durch den Heiligen Propheten (s.) ansprechen und nicht die Kinder Adams allgemein, unter denen sich ebenfalls nichtmuslimische Glaubensrichtungen befinden, aus denen demnach Propheten hervorkommen könnten, was der Glaubenslehre des Islam widerspricht.



Der Frieden sei auf dem, der der Rechtleitung folgt.