War Jesus in Indien?


Eine weitere Glaubensgrundlage der Religion der Ahmadiyya ist, dass der Prophet Jesus (a.) nach der Kreuzigung mit seiner Mutter Maria (a.) nach Indien geflohen sei. Diese Behauptung wird im folgenden Artikel genauer unter die Lupe genommen und widerlegt.

1. Worauf die Lehre der Ahmadiyya basiert


Auf ihrer deutschen Internetseite schreibt die Ahmadiyya:

Der Qur-ân berichtete schon damals in vielen Versen, dass Jesus die Kreuzigung überlebte, und dass Gott ihm und seiner Mutter auf einem Hügel mit einer grünen Talmulde und dem fließenden Wasser von Quellen Zuflucht gewährte. Diese Beschreibung trifft auf Kaschmir zu.

2. Die Wahrheit

Der Vers, auf den sich die Mullas der Ahmadiyya beziehen, befindet sich in der 23. Surah des Heiligen Qur'an, im 50. Vers:

وجعلنا ابن مريم وامه ءاية وءاوينـهما الى ربوة ذات قرار ومعين


„Und Wir machten den Sohn der Maria und seine Mutter zu einem Zeichen und gewährten ihnen Zuflucht zu einem Hügel mit einer grünen Fläche und einem fließenden Quell.” [Al-Mu'minun 23:50]

Wir können hier weder die Erwähnung einer Kreuzigung noch von Kashmir finden. Eher ist auf den ersten Blick ein Wunder erwähnt, betreffend Jesus (a.) und Maria (a.), erwähnt worden und eine darauffolgende Zuflucht. Wie ist also dieser Vers zu verstehen? Damit man sieht, dass diese Lehre nicht auf dem Heiligen Qur'an basieren kann, werden wir uns genauestens mit diesem angesprochenen Ereignis, auf der Grundlage des Heiligen Qur'an, befassen.

3. Das Zeichen

Und Wir machten den Sohn der Maria und seine Mutter zu einem Zeichen ..” (Al-Mu'minun 23:50)

Gabriel sprach (zu Maria): Ich bin der Bote deines Herrn. (Er hat mich zu dir geschickt,) auf daß ich dir einen reinen Sohn beschere.” (Maryam 19:19)

Er  sprach: So ist es; dein Herr aber spricht: »Es ist Mir ein leichtes, und Wir machen ihn zu einem Zeichen für die Menschen und zu Unserer Barmherzigkeit, und dies ist eine beschlossene Sache.«” (Maryam 19:21)

Und der, die ihre Keuschheit wahrte, hauchten Wir von Unserem Geist ein und machten sie und ihren Sohn zu einem Zeichen für die Welten.” (Al-Anbiya 21:91)

Das Zeichen, welches der Heilige Qur'an erwähnt, ist nichts anderes als die jungfräuliche Geburt, denn Jesus (a.) sowie Maria (a.) sind Teil dieses Zeichens. Es sind die selben Geschehnisse, welche auch in den anderen Versen des Heiligen Qur'ans beschrieben werden, nicht mehr, nicht weniger.

4. Die Zuflucht

„.. und gewährten ihnen Zuflucht zu einem Hügel mit einer grünen Fläche .. (Al-Mu'minun 23:50)

Und so empfing sie ihn und zog sich mit ihm an einen entlegenen Ort zurück.” (Maryam 19:22)

Die Zuflucht erfolgt zu einem entlegenen Ort, direkt nach der Wundergeburt von Jesus (a.), durch die er und seine Mutter Maria (a.) zu Zeichen wurden. Weder der Heilige Qur'an, noch der Heilige Prophet (s.), noch seine Familie (a.), noch seine rechtschaffenen Gefährten (r.), erwähnten jemals Indien. Mehr als die Überlieferungen, die einige Erläuterer des Heiligen Qur'ans verzeichnen, ist über den besagten Zufluchtsort, nach der Geburt von Jesus (a.), nichts genaueres bekannt.

5. Die Wasserquelle

„.. und einem fließenden Quell.” (Al-Mu'minun 23:50)

Da rief er ihr von unten her zu: Sei nicht traurig. Dein Herr hat dir ein Bächlein fließen lassen.” (Maryam 19:24)


Die fließende Quelle im Bach, die Gott für Jesus (a.) und Maria (a.) bei der Wundergeburt hervorkommen ließ, findet sich hier ebenfalls wieder.

6. Die Versorgung

O ihr Gesandten, eßt von den reinen Dingen und tut Gutes. Wahrlich, Ich weiß recht wohl, was ihr tut.” (Al-Mu'minun 23:51)

und schüttele den Stamm der Palme in deine Richtung, und sie wird frische reife Datteln auf dich fallen lassen.” (Maryam 19:25)

So iß und trink und sei frohen Mutes.” (Maryam 19:26)

Im darauffolgenden Vers der Surah Al-Mu'minun wird genau das selbe erwähnt, wie auch in den anderen Versen der Wundergeburt, die Nahrung und Versorgung.


7. Die Einheit

Und diese eure Gemeinschaft ist eine einheitliche Gemeinschaft, und Ich bin euer Herr. So fürchtet Mich.” (Al-Mu'minun 23:52) 

Diese eure Gemeinschaft ist eine einheitliche Gemeinschaft; und Ich bin euer Herr, darum dient (nur) Mir.” (Al-Anbiya 21:92)

Aber sie (die Menschen) wurden untereinander uneinig und spalteten sich in Parteien, und jede Partei freute sich über das, was sie selbst hatte.” (Al-Mu'minun 23:53) 

Sie (die Menschen) aber sind untereinander zerstritten; alle werden sie zu Uns zurückkehren.” (Al-Anbiya 21:93)

Dies ist Jesus, Sohn der Maria - (dies ist) eine Aussage der Wahrheit, über die sie uneins sind.” (Maryam 19:34)

Hier sieht man wieder wie identisch die Verse miteinander sind, die auch die Wundergeburt ansprechen. Sogar der selbe Wortlaut ist zu finden. Wissen wir nun langsam, um welches Zeichen es hier geht? Keine Frage mehr. Es ist die Wundergeburt und nichts anderes.


8. Der Grund der Zuflucht

Und die Wehen der Geburt trieben sie zum Stamm einer Dattelpalme. Sie sagte: O wäre ich doch zuvor gestorben und wäre ganz und gar vergessen! (Maryam 19:23)

Wieso wünschte sich Maria (a.) zu sterben und vergessen zu sein? Alleine wegen den Schmerzen ihrer Geburt? Nun, wir müssen uns in ihre Lage hineinversetzen.

Sie sagte: Wie soll mir ein Sohn (geschenkt) werden, wo mich doch kein Mann (je) berührt hat und ich auch keine Hure bin? (Maryam 19:20)

Wie sie selber über sich kundtut, hat sie kein Mann berührt und sie befand sich in keiner ehelichen Bindung. Einen Sohn zu bekommen setzt normalerweise den Beischlaf voraus. Sie befand sich aber nicht in einer Ehe und so war sie verwirrt über die Nachricht vom Engel Gabriel (a.). Würden ihre jüdischen Zeitgenossen ihr glauben, wenn sie ihnen erzählt, dass sie ohne Mann ein Kind erwartet?

Dann brachte sie ihn auf dem Arm zu den Ihren. Sie sagten: ""O Maria, du hast etwas Unerhörtes getan.” (Maryam 19:27) 

O Schwester Aarons, dein Vater war kein Bösewicht, und deine Mutter war keine Hure.” (Maryam 19:28)

Maria (a.) bringt ihr Kind zu ihrem Stamm und wird sogleich der Unzucht bezichtigt. Wissen wir jetzt warum Maria (a.) sich wünschte vergessen zu werden? Sie wusste wie ihr Volk reagieren würde und zog sich nicht ohne Grund zurück. Sie gebar nicht ohne Grund ihren Sohn an einem Zufluchtsort. 

Was taten die Juden für gewöhnlich mit Unzüchtigen? Ist es nicht ihre Schrift, die von Steinigung spricht? Welcher Gefahr war Maria (a.) ausgesetzt? Was wäre Jesus (a.) zugestoßen? Entfernt von seiner eigenen Mutter. Gott weis am besten welchen Schaden er erlitten hätte.

Doch Gott hatte es vorgesehen, dass er ihnen Zuflucht gewährte, sie versorgte und sie zu neuen Kräften kommen ließ, denn es sollte ein weiteres Wunder bewirkt werden, um beide vor Unheil zu bewahren. Das Sprechen eines Wiegenkindes:

Da zeigte sie auf ihn. Sie sagten: Wie sollen wir zu einem reden, der noch ein Kind in der Wiege ist? (Maryam 19:29)

Er (Jesus) sagte: Ich bin ein Diener Gottes; Er hat mir das Buch gegeben und mich zu einem Propheten gemacht.” (Maryam 19:30)


9. Die Überlieferungen

Da wir eben festgestellt haben, dass Indien mit dem Heiligen Qur'an nichts zu tun hat, sind die Überlieferungen, die übrigens ebenfalls Indien mit keinem Wort erwähnen, alleine im Licht des Heiligen Qur'an zu betrachten.

أحب شئ إلى الله تعالى الغرباء الفرارون بدينهم، يبعثهم الله يوم القيامة مع عيسى ابن مريم

„Von Gott werden die Fremden, die [ihren Ort] wegen ihrem Glauben verließen, am meisten geliebt. Am Jüngsten Tag wird Gott sie mit Jesus, dem Sohn der Maria, auferstehen lassen. [Kanz-ul-Ummal, Band 3 Seite 153, Hadith 5930]

Der Prophet Jesus (a.) floh also wegen seinem Glauben und nicht, um dem Kreuztod zu entkommen.


وَلَقَدْ آتَيْنَا مُوسَى الْكِتَابَ وَقَفَّيْنَا مِن بَعْدِهِ بِالرُّسُلِ وَآتَيْنَا عِيسَى ابْنَ مَرْيَمَ الْبَيِّنَاتِ وَأَيَّدْنَاهُ بِرُوحِ الْقُدُسِ أَفَكُلَّمَا جَاءَكُمْ رَسُولٌ بِمَا لَا تَهْوَىٰ أَنفُسُكُمُ اسْتَكْبَرْتُمْ فَفَرِيقًا كَذَّبْتُمْ وَفَرِيقًا تَقْتُلُونَ


Wahrlich, Wir gaben Moses das Buch und ließen ihm die Gesandten nachfolgen; und Wir gaben Jesus, dem Sohn Marias, die klaren Beweise und unterstützten ihn durch heilige Eingebung. Doch sooft euch ein Gesandter etwas brachte, was euch nicht behagte, waret ihr hochmütig und erklärtet einige für Lügner und erschluget andere! [Al-Baqarah 2:87]

Dieser Vers lässt auf eine Gewalt schließen, die sich zu der Zeit schon begab, als Jesus (a.) seine Botschaft verkündete. Jesus (a.) war mit Sicherheit dazu gezwungen, seinen Ort zu wechseln, wenn nicht sogar mehrfach, doch er blieb nie außerhalb der Ländereien Israels, da weder der Heilige Qur'an, noch der Heilige Prophet (s.) so etwas erwähnen.

أوحى الله تعالى إلى عيسى: أن يا عيسى انتقل من مكان إلى مكان، لئلا تعرف، فتؤذى

Gott offenbarte Jesus (a.) folgendes: „O Jesus, bleib in Bewegung von einem Ort zum anderen, sodass sie dich nicht erkennen und dir nichts anhaben.” [Kanz-ul-Ummal, Band 3 Seite 158, Hadith 5955]

Schauen wir in den Heiligen Qur'an, so erkennen wir welche Konflikte zwischen dem Prophet Jesus (a.) und den Kindern Israels bestanden.


لُعِنَ الَّذِينَ كَفَرُوا مِن بَنِي إِسْرَائِيلَ عَلَىٰ لِسَانِ دَاوُودَ وَعِيسَى ابْنِ مَرْيَمَ ذَ‌ٰلِكَ بِمَا عَصَوا وَّكَانُوا يَعْتَدُونَ


Verflucht wurden die Ungläubigen von den Kindern Israels durch die Zunge Davids und Jesus', des Sohnes der Maria. Dies, weil sie ungehorsam waren und (gegen die Gebote) verstießen. [Al-Ma'idah 5:78]

Es ist nachvollziehbar, dass die Ungläubigen unter den Kindern Israels so etwas nicht gerne hörten und lieber in ihrem Unglauben verharrten, als ermahnt zu werden. Dass der Prophet Jesus (a.) seinen Ort verlassen musste, so wie der Prophet Muhammad (s.) seinen Ort verlassen musste, geschah schon einigen Propheten vor ihnen und hat, laut Überlieferung, nichts mit der Kreuzigung zu tun, oder vergaß der Heilige Prophet (s.) dies in all seinen Überlieferungen zu erwähnen?

Jabar überlieferte, dass der Heilige Prophet (s.) sagte: „Jesus pflegte es stets zu reisen. Er wanderte von einem Land zum anderen. Bei Anbruch der Nacht pflegte er, wo immer er war, sich von Pflanzen der Umgebung zu ernähren und reines Wasser zu trinken.” [Kanz-ul-Ummal, Band 2 Seite 34 und 71]

Der Prophet Jesus (a.) reiste also in den Ländern Israels umher und überbrachte seine Botschaft. Dabei führte er ein rechtschaffenes und bescheidenes Dasein. Erneut ist weder von Indien noch von einer Kreuzigung überhaupt die Rede, sondern einzig von der Wandermission Jesu (a.).

Abdullah Bin Umar überlieferte, dass der Heilige Prophet (s.) sagte: „Diejenigen, die bei Gott in der höchsten Gunst stehen, sind die Armen.” Als er gefragt wurde, was mit den Armen gemeint sei, sagte er: „Sind es denn nicht Menschen wie Jesus, der Messias, die aufgrund ihres Glaubens aus ihrem Land flohen?” [Kanz-ul-Ummal, Band 6 Seite 51]

Eine passende Überlieferung, die uns ganz klar und deutlich, wie auch im Heiligen Qur'an verzeichnet, den wirklichen Grund für den ständigen Ortswechsel von Jesus (a.) nennt: Der Aufruf zur Religion Gottes, auch wenn man wie der Prophet Muhammad (s.) dafür verfolgt wird und in keinsterweise eine fehlgeschlagene Kreuzigung. Der Heilige Prophet Muhammad (s.) redet kein einziges mal von der Kreuzigung als Motiv des Ortwechsels, sondern stets über den Konflikt mit den Kindern Israels, aus Glaubensgründen. Wie unauthentisch die Überlieferung auch sein mag, nie wird Indien oder Kashmir auch nur im Ansatz erwähnt. Merkwürdig, oder? Hat der Heilige Prophet (s.) einen Teil seiner Botschaft, betreffend Jesus (a.), vergessen? Der Heilige Qur'an und die Muslime, die an ihm festhalten, sind einer anderer Ansicht.


يَا أَيُّهَا الرَّسُولُ بَلِّغْ مَا أُنزِلَ إِلَيْكَ مِن رَّبِّكَ وَإِن لَّمْ تَفْعَلْ فَمَا بَلَّغْتَ رِسَالَتَهُ

O du Gesandter! Verkünde, was zu dir von deinem Herrn herabgesandt wurde; 
und wenn du es nicht tust, so hast du Seine Botschaft nicht verkündigt. (Al-Ma'idah 5:67)



Somit hat sich das Thema Indien endgültig erledigt.

والحمد لله والصلاة والسلام على رسول الله وعلى اله

Der Frieden sei auf dem, der der Rechtleitung folgt.